Die Herkunft der Familie Wallrabenstein
Neben den häufig vorkommenden Familiennamen Morgenthaler und Greuling, war auch der Name Wallrabenstein in unserem Heimatort Jarek weit verbreitet. Als Vertreter und Namensträger der Jareker Sippe möchte ich hier den Werdegang unserer Vorfahren beschreiben.
Nachdem das Land zwischen Donau und Theiß nach zweihundertjähriger Türkenherrschaft durch Prinz Eugen und Graf Mercy befreit war, überlegte man am Kaiserhof in Wien, wie man das Land wiederbeleben konnte.
Wirtschaftliche Not, die in vielen Deutschen Landen herrschte, zwang die Menschen dazu, ihre Lage zu verbessern. So war das auch der Fall bei der Familie Wallrabenstein aus Dörsdorf im Taunus. Der älteste Sohn des Georg Peter Wallrabenstein ging in den 1770 er Jahren auf Wanderschaft und fand im fernen Ungarn einen Platz, wo er sesshaft wurde. Er stand mit seinen Angehörigen in schriftlicher Verbindung und legte ihnen nahe, der alten Heimat Ade zu sagen. Er konnte 40 Morgen Land, dazu Vieh und Geschirr sein Eigen nennen und war sogar für 10 Jahre abgabenfrei.
Die Freude in Dörsdorf war groß, als dieser Brief eintraf. Nun hieß es alle Hebel in Bewegung zu setzen, um den Umzug zu bewerkstelligen. Wegzüge waren damals an Genehmigungen gebunden, und die wurden nur selten erteilt und meistens abgelehnt. Im August 1785 schrieb Georg Peter Wallrabenstein einen Brief an das Amt in Kirberg (bei Idstein im Taunus) und bat um Wegzugsgenehmigung nach Ungarn. Sein Brief, der unter den Akten des Hessischen Staatsarchivs in Wiesbaden liegt, gibt einen guten Eindruck über seine Situation. Amtmann Bausch in Kirberg, der die Verhältnisse seiner Untertanen gut kannte, leitete das Gesuch befürwortend weiter an die Behörde in Wiesbaden. Das Gesuch wurde am 13. 09.1785 ohne Begründung abgelehnt. Auch ein zweites Gesuch fand keine Zustimmung. So blieb der Familie Wallrabenstein keine andere Möglichkeit, als heimlich bei Nacht und Nebel Heimat und Land zu verlassen.
Die Flucht gelang. Mit der 3. Auswanderungswelle, während der Regierungszeit Kaiser Joseph II., ging er nach Wien und wurde dort am 24. April 1786 mit anderen Familien aus seinem Landkreis “zur Privatansiedlung“ registriert. Das war bei den Familien der Fall, die ohne Genehmigung ihres Grundherrn nach Wien gekommen waren. Sie wurden adeligen Großgrundbesitzern zur Ansiedlung zugeteilt. Seine Familie bestand aus 5 Personen. Außer seiner Frau Margaretha, geb. Eschenhöfer, seinem Sohn Philipp Jakob und seiner Tochter Dorothea befand sich noch sein unverheirateter Bruder Philip Johann bei der Familie. Es ist nicht bekannt, wo sich die Familie Wallrabenstein vom April 1786 bis zur Ansiedlung in Jarek im Jahr 1787 aufhielt. Auf jeden Fall ist er nicht bei den Jareker Ansiedlern registriert, die aus Ruma kamen.
Einer der Nachkommen der Familie Wallrabenstein, Dr. med. Franz Wallrabenstein, fand nach dem 2. Weltkrieg wieder in die Heimat der Väter zurück und begann mit der Ahnenforschung, die ich weiterführte.
In den Kirchenbüchern in Dörsdorf, dem Ort von wo Georg Peter im 18. Jahrhundert mit seiner Familie ausgewandert war, konnte ich viele Auszüge über meine Vorfahren entnehmen (Geburten, Taufen, Konfirmationen, Hochzeiten). Die Wallrabensteins haben eine lange Ahnenreihe, die bis ins 16. Jahrhundert zurückgeht. Vermutlich kam der erste Namensträger aus dem kleinen Dorf Wallrabenstein in der Nähe von Idstein. Dort befindet sich heute noch eine Burgruine mit diesem Namen